Konzept

Die geplante Tagung baut auf zwei vorausgehenden auf, die unter der selben wissen­schaftlichen Leitung und in interkultureller Kooperation zwischen Vertretern der Germa­nistik im In- und Ausland an der Universität Pisa stattgefunden haben:

 

  • Texte in Sprachforschung und Sprachunterricht, 21.-24. Oktober 2004 (vgl. Foschi / Hepp / Neuland 2006);
  • Texte unter sprachvergleichender und kulturkontrastiver Perspektive, 22.-25. Oktober 2009 (vgl. Foschi / Hepp / Neuland / Dalmas 2010).

 

Die Verbindung von textlinguistischer Forschung und DaF-Didaktik hat sich nicht nur für die italienische Sprachgermanistik, die sich 2004 noch in der Phase ihrer institutionellen Ein­richtung befand, als debattenwürdiger Gegenstand erwiesen. Sie vermochte vielmehr auch auf internationaler Ebene wichtige Impulse für das Weiterdenken auf diesem Feld, für den Aufbau methodologischer Verfahren und die Erstellung eines innovativen didaktischen In­strumentariums zu verleihen. Aus den vielen Impulsen haben sich als Leitthema für die Fol­getagung die Schlüsselbegriffe „Stil“ und „Kulturvergleich“ herauskristallisiert. Wurde bei der ersten Tagung noch die Koordination textlinguistischer Ansätze und DaF-didak­tischer Praxis erstrebt, so stellte die Tagung 2009 die in den deutschsprachigen Ländern sehr lebhafte textlinguistische Beschäftigung mit Stilfragen in den Mittelpunkt einer Dis­kus­­sion in interkulturellem Kontext. Beide Male hat der Austausch von Erfahrungen in der sprachwissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Textbegriff und die Anwendung der Theo­rien im didaktischen Feld einen beachtlichen Anstoß gegeben und eine große Reso­nanz hervorgerufen, wie nicht zuletzt die zahlreich hervorgebrachten Rezensionen zu bei­den Tagungsbänden belegen.

 

Eine Fortführung der Debatte erweist sich nach fünf Jahren als wünschenswert, um der in­ter­nationalen Sprachgermanistik weitere Denkanstöße und methodologische Vorschläge zu präsentieren.

 

Unsere Gesellschaft hat sich nämlich – auch in ihrer akademischen Dimension – innerhalb von fünf Jahren rasch weiterentwickelt. Damals anvisierte kulturelle Transformationen – vor allem in Richtung auf Interkulturalität und Mehrsprachigkeit – sind heute schon konkrete Bestandteile unserer Vorstellungen von „Mehrkulturalität“ in privaten und öffent­lichen Bereichen und der akademischen Kommunikation. Was den wissen­schaft­lichen und didaktischen Alltag angeht, so will eine kontinuierlich anwachsende Anzahl neuer fach­li­cher Theorien, Methoden, Werkzeuge und Technologien von all denjenigen, die sich damit beschäftigen, bewältigt werden. Als bewährtes Mittel dazu dienen inter­nationale Koope­ra­tionen und interkultureller Austausch, die eine Kontinuität des Experten­gesprächs und mit verstärktem Einbezug von Nachwuchs­wissen­schaftlern erfor­der­lich machen.

 

Im Rahmen einer deutsch-italienischen und darüber hinausweisend europäischen interkul­turellen Germanistik – gerade auch in Zusammenarbeit mit Experten aus dem französi­schen und europäischen Ausland – soll die dritte Pisaner Tagung unter dem Titel:

 

Texte im Spannungsfeld von medialen Spielräumen und Normorientierungen

 

das Gegen­stands­feld der Verbindung von Textlinguistik und -didaktik erneut zum Thema ma­chen. Die aktuelle Text-Thematik soll dabei den sprach- und kulturvergleichenden Blick­winkel auf zwei Schlüsselbegriffe lenken: „Norm“ und „Medialität“. Sprachliche und kom­muni­kative Normfragen haben nicht nur mit grammatischen Regelhaftigkeiten zu tun, sie sind vielmehr auch durch die Konventionen der unterschiedlichen kommunikativen Me­­dien, der alten sowie der neuen, bedingt. Ihr jeweils (sozial, technisch, medial) bestimm­tes Spezifikum, das ihre textuellen Darstellungsformen prägt, kann nur im Ver­gleich erfasst werden (beispielsweise Mündlichkeit vs. Schriftlichkeit; Standard vs. Sub­standard; Mono­medialität vs. Multimedialität).

 

Die Beobachtung von regelmäßigen text- und situationsgebundenen Vorkommen sprach­licher Phänomene, die nicht tradierten Normen (besonders der Schriftlichkeit) entsprechen, kann zu neuen Auffassungen und Definitionen von Regel, Grammatik, Stil u.a. führen, wie sie vor allem in gebrauchsorientierten Bereichen der Sprachwissenschaft erforscht werden. Die entsprechende Debatte ist von besonderem Interesse für den angewandten sprach- und DaF-didaktischen Bereich, der offen ist für die Analyse und Vermittlung medialer Vielfäl­tigkeit (Heterogenität). Auf die Diskussion des Span­nungs­feldes zwischen Norm und Abweichung, Muster und Variation, Stil und Spielraum kann für gegenwarts- und gesell­schaftsbezogene Fragestellungen der Sprachgermanistik nicht verzichtet werden.

 

Diese Perspektive soll Sprachwissenschaftler, DaF-Didaktiker (und Translatologen) aus dem In- und Ausland zusammenbringen und dabei die sprachwissenschaftliche und sprach­didaktische sowie interkulturelle Textforschung befördern, mit erwartbaren Auswirkungen auf die Internationalisierung der europäischen Wissenschafts- und Bildungspolitik.

 

 

  • Foschi Albert, M. / Hepp, M. / Neuland, E. (2006). Texte in Sprachforschung und Sprachunterricht. Pisa­ner Fachtagung 2004 zu neuen Wegen der italienisch-deutschen Kooperation. München, Iudicium.
  • Foschi Albert, M. / Hepp, M. / Neuland, E. / M. Dalmas (2010). Text und Stil im Kulturvergleich. Pisaner Fachtagung 2009 zu interkulturellen Wegen Germanistischer Kooperation. München, Iudicium.